Dummes Zeug

… sind die Sanktionen gegen Russland (Helmut Schmidt)

Krieg der USA in der Ukraine - Dummes Zeug

DER RUSSLAND-UKRAINE-KONFLIKT
WAS WIRKLICH DAHINTER STECKT

Ein Beitrag für Wahrheit, Verstehen und Frieden
von Horst Graf (2014)

Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit. Diese Weisheit kennen Vertreter der Politik, der Medien und viele andere kluge Menschen. Der US-Amerikanische Politiker Hiram Johnson wird als Urheber dieses Diktums mit dem Wort „Krieg“ vornehmlich die militärische Auseinandersetzung gemeint haben. Das Diktum dürfte aber für Wirtschafts- oder Ressourcenkriege nicht weniger gelten und vielleicht ist das ein Stück weit der Grund, warum Altbundeskanzler Schmidt die Worte, die auch in der Überschrift dieses Textes Verwendung finden, mit der ihnen innewohnenden Klarheit und Prägnanz im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland verwendet hat. Helmut Schmidt hebt sich damit weit vom Mainstream ab, von der einseitigen Berichterstattung deutscher Medien und den Meinungen des politischen Establishments.

Seit Monaten hören wir die tägliche Berichterstattung über die Ukraine. So rasant die Entwicklung dort ist, so sehr wird über weite Strecken vergessen, die Zusammenhänge zu erkennen. Mit dem Zerreißen der Kausalkette, lassen sich die Dinge beliebig verzerren. Man berichtet uns mit beeindruckender Beharrlichkeit von der Einflussnahme Russlands und von prorussischen Separatisten. An den Schlagzeilen in den Gazetten, an den Formulierungen der Talkshow-Themen wird immer wieder die eine Prämisse deutlich: Putin, der Aggressor.

Helmut Schmidt versteht die Haltung Russlands im Zusammenhang mit der „Besetzung“ der Krim. Aber Helmut Schmidt ist nicht der einzige „Putin-Versteher“. Ein weiterer Altbundeskanzler aus jüngerer Zeit zeigt ähnliche Tendenzen. Anfang Mai kam es anlässlich seiner Geburtstagsfeier in St. Petersburg zu einer Umarmung. Ein vermeintlich skandalöser Akt, den sich Gerhard Schröder und Vladimir Putin da einfallen lassen haben. Empörung dominierte in Teilen der westlichen Welt, vor allen bei denjenigen, die sich mit der passenden Begründung darüber medienwirksam echauffierten. Vielleicht gefiel es dem ein oder anderen auch nur nicht, dass Gerhard Schröder, Umarmung hin oder her, vielmehr Einfluss hat oder geltend gemacht haben könnte, als manch aktiver Politiker dazu in der Lage ist. Aufgrund dieser menschlichen Geste der Umarmung kam es bedauerlicherweise nicht zu einer nachhaltigen Störung der die Eskalation fördernden Sanktionspolitik.

Schon im Frühjahr haben repräsentative Umfragen ergeben, dass die Deutschen sowohl die Sanktionspolitik gegen Russland als auch die Verstärkung der Präsens der NATO an den Ost-Grenzen der Europäischen Union kritisch betrachten. Ein klares Indiz, dass die Menschen längst angefangen haben, sich nicht mehr für dumm verkaufen zu lassen. Es werden von Tag zu Tag mehr, die sich bei den Medien über die Berichterstattung beschweren und es werden über diese Erkenntnis sicherlich auch mehr, die die Möglichkeit der Nutzung alternativer Medien im Internet in Anspruch nehmen. Mit Medienmeinung öffentliche Meinung zu machen, funktioniert demnach nicht immer wie gewünscht.

Abraham Lincoln hat diese Symptomatik einst wie folgt auf den Punkt gebracht:

Man kann das ganze Volk eine Zeit lang täuschen und man kann einen Teil des Volkes die ganze Zeit täuschen, aber man kann nicht das ganze Volk die ganze Zeit täuschen.

Was vor allem im ersten Quartal des Jahres 2014 über viele Wochen hinweg tatsächlich vergessen wurde zu berichten, war der Umstand, dass sich das ganze Desaster in der Ukraine eigentlich erst nach dem im Vorjahr geplanten Assoziierungsabkommen der Europäischen Union entwickelte, um die Ukraine zum Beitrittskandidaten zur EU zu machen. Vorher war auf dem Maidan Ruhe. Man kann sich sicherlich mit den Details der Entwicklung seit der Euromaidan-Bewegung beschäftigen, mit den dort entstandenen Unruhen und Gewaltausbrüchen bis hin zu dem Massaker im Februar und der Diskussion rund um den Begriff Völkerrechtsverstoß in Sachen „Krim“. Man kann sich ebenfalls mit der Entwicklung gewaltsamer Auseinandersetzungen in der Ostukraine befassen, wo besonders schändliche Ereignisse wie das brennende Gewerkschaftshaus in Odessa oder der Abschuss des malaysischen Linienflugzeugs mit 298 zivilen Opfern in Erinnerung geraten. Längst haben wir dort über vereinzelte militärische Scharmützel hinaus einen handfesten Krieg mit der Konsequenz tausender Toter, Bombardements auf Städte wie Donezk und Lugansk und eine fehlende Versorgung der Zivilbevölkerung mit Strom und Wasser mit der Notwendigkeit humanitärer Hilfe von außen.

Dieser Aufsatz soll diese Vorgänge aber nicht im Einzelnen beleuchten. Es handelt sich dort um einen gefährlichen Konflikt für die Ukraine selbst, noch gefährlicher aber ist diese Entwicklung über ihre Grenzen hinaus. Die Symptomatik innerhalb der Ukraine ist Ausdruck einer ganz anderen Sachlage: Das erneute Aufeinanderprallen zweier Großmächte!

KEIN ZUFALL

In der Politik gibt es keine Zufälle. So oder so ähnlich werden politische Ereignisse immer mal wieder – meist ein wenig sybillinisch – kommentiert. Im vergangenen Jahr 2013 wurde nicht nur der Ukraine ein Assoziierungsabkommen angeboten, sondern ebenfalls Moldawien und Georgien. Aber auch mit Staaten wie Aserbaidschan, Armenien und Weißrussland möchte die EU eine partnerschaftliche Beziehung. Es handelt sich bei allen Ländern um ehemalige Sowjetrepubliken.

Exakt die Namen dieser Länder hält Zbigniew Brzeziński im Sprachgebrauch der Erklärungen seines Buches: „Die einzige Weltmacht“, Untertitel: „Amerikas Strategie der Vorherrschaft“. Brzeziński ist ein polnisch-stämmiger Politikwissenschaftler, der im Dienste US-Amerikanischer Administrationen unmittelbar oder mittelbar seine geopolitischen Denkweisen entfalten durfte. Von 1977 bis 1981 war er Sicherheitsberater von Jimmy Carter und zählt, neben großen geopolitischen Denkern wie Henry Kissinger oder Samuel P. Huntington, zu den namhaften Visionären US-Amerikanischer Globalstrategie. Er war der erste Direktor der Trilateralen Kommission, später  u. a. Professor für Internationale Beziehungen und US-Amerikanische Außenpolitik an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore und Berater verschiedener Denkfabriken und großer Unternehmen. Sein Einfluss in die US-Amerikanische Außenpolitik dürfte bis in die heutige Zeit fundamental sein. Medienberichten zufolge gehörte Brzeziński ebenfalls ins Beraterfeld von Präsident Barack Obama.

Brzeziński gilt als Triebkraft der Ende der 1979er Jahre geführten Afghanistan-Strategie der USA, bei der man über Radikalisierungsmaßnahmen in Afghanistan den Einmarsch der  Sowjetunion provoziert hatte und diese somit in einem kostspieligen Krieg – „in ihr Vietnam“ – zog.

In dem besagten Buch, (englischen Originaltitel „The Grand Chessboard“), welches in der ersten Auflage im Jahr 1998 veröffentlicht wurde, schildert Brzeziński die Bedeutung Eurasiens für die Amerikanische Vorherrschaft und im Detail die geopolitischen bzw. geostrategischen Merkmale ehemaliger Sowjetrepubliken. Was die Ukraine angeht, bringt  Brzeziński zum Ausdruck, dass dieses Land geo-strategischer Dreh- und Angelpunkt für die Einflussnahme auf die „Eurasische Platte“ darstellt. Das Buch ist Analyse und Strategie-Empfehlung zugleich und hinsichtlich des letzteren Aspekts kommt man in Anbetracht der realen Entwicklung um einen Gedanken nicht umhin: Es ist ein Drehbuch!

TEIL DES SCHACHBRETTS

Neben den oben aufgezählten Ländern, die zu der südlichen Flanke gehören, mit der man Russland „begegnet“, ist die westliche Flanke seit Beendigung des Kalten Krieges sehr weit an die Grenzen der Russischen Föderation herangerückt worden. Es ist leicht erkennbar, dass die ehemaligen Satellitenstaaten des Warschauer Pakts die geopolitische Einheit gewechselt haben. Von den Baltischen Staaten im Norden über Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien gehören sie mittlerweile allesamt zum supranationalen Konstrukt der Europäischen Union. Ein anderes Faktum ist dabei besonders interessant: Vor dem Beitritt dieser Länder zur Europäischen Union erfolgte jeweils der Beitritt in die NATO. Bei der Interpretation dieser Tatsache kommt man zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass die NATO, die zweifellos unter der Dominanz der USA steht, es eiliger gehabt zu haben scheint als die Europäische Union. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, würde vielleicht sogar zu der Idee gelangen, dass die Nato-Osterweiterung eine Vorbedingung zur EU-Osterweiterung war. Wenn man in diesem Zusammenhang den Vorherrschaftsanspruch der Vereinigten Staaten von Amerika nicht in Vergessenheit geraten lässt, hätte diese nicht einmal allzu verwegene These die Plausibilitätsprüfung bereits dadurch bestanden, als dass die NATO unbestritten das vielfach „bewährte“ Machtinstrument der USA ist und auch die EU unter deren Pantoffeln steht. Diese Interpretation, dass die NATO als Dienstleister imperialer Bestrebungen der USA auf dem Territorium der Europäischen Union operiert und damit die EU in ihrer Funktion als Brückenkopf zur Ost-Ausdehnung transatlantischer Interessensphären stützt, ist angesichts des tatsächlichen Verlaufs jüngerer Zeitgeschichte mehr als schlüssig.

Wie viele andere Regionen in dieser Welt, hängen wir als Europäer viel zu intensiv an den Marionetten-Fäden unseres westlichen Bündnispartners. An anderen Beispielen, wie dem Swift-Abkommen, der NSA-Überwachung oder dem bevorstehenden TTIP-Abkommen erkennen wir längst, wer in Europa die Hosen an hat. Wir sind keineswegs selbstbewusst, schon gar nicht frei oder souverän.

Nach Beendigung des Kalten Krieges hat man Russland im Zusammenhang mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten versprochen gehabt, auf eine Ausdehnung der NATO nach Osten zu verzichten. Allerdings hatte man auf eine schriftliche Niederlegung mündlicher Zusagen verzichtet. Eduard Schewardnadse, der damalige Außenminister der Sowjetunion, war ehedem auch ohne Vertrag und Unterschriften im guten Glauben hinsichtlich der Zusagen aus dem Westen. Er nahm offensichtlich an, Vertrauen entgegen bringen zu dürfen. Er wurde eines Besseren belehrt.

Wenn westliche Politiker in diesem Kontext und angesichts des Gezerres um die Ukraine aufs Neue behaupten, dass im Falle der Integration der Ukraine zur EU dort keine Nato-Stationierung erfolgen soll, dann sorgt dieses „Versprechen“ aus einem gewissen Abstand betrachtet für reichlich unfrömmige Heiterkeit, für das Sicherheitsbedürfnis der Menschen und der Regierung in Russland aber eher für allergrößte Besorgnis. Sicherheitsbedenken äußerste Russland bereits im Zusammenhang mit der oben beschriebenen Nato-Osterweiterung. Diese Bedenken haben hier niemanden wirklich interessiert, sondern sie wurden mit der Erklärung abgetan, dass sich die Stationierung von Waffensystemen der NATO in den östlichen EU-Ländern gegen die Bedrohungen aus dem Nahen Osten richten. Russland blieb besorgt, Russland blieb geduldig.

NOCH EIN „DREHBUCH“

Bei einer Konferenz im Jahr 2000 „haben die Amerikaner mal die Karten auf den Tisch gelegt“. Das sagt Willy Wimmer (CDU), der rund 33 Jahre Mitglied des Bundestags war, zeitweilig Vizepräsident der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und der in der jüngsten Zeit anlässlich der Ukraine-Krise große Verantwortung übernimmt, indem er sich mehr als deutlich äußert.

Ende April des Jahres 2000 wurde seitens des US-Amerikanischen Außenministeriums zu einer Konferenz in Bratislava eingeladen. Vertreten waren derzeit Europäische und Osteuropäische Regierungschefs sowie deren Außen- und Verteidigungsminister. An der Gästeliste selbst lässt sich erkennen, dass dadurch der Veranstaltung erhebliches Gewicht verliehen wurde, was auf entsprechend interessante Inhalte schließen lässt.

Willy Wimmer erklärt in einem seitens des Journalisten Ken Jebsen kürzlich geführten Interviews [1], dass er derzeit auf dieser Konferenz anwesend war. Neben vielen anderen interessanten Informationen, beschreibt Wimmer in diesem Interview das auf dieser Konferenz seitens der US-Amerikaner vorgestellte Konzept, wobei er die damals gemachten Darstellungen wie folgt wiedergibt:

Man zieht eine Linie von Riga quer über den Kontinent bis Odessa in der Ukraine und von Odessa aus nach Diyarbakir [Süd-Ost Türkei[1]],  sinnbildlich. Alles das, was westlich dieser Linie ist, ist amerikanisches Gebiet, d.h. wir [Europa1] werden Vorfeld. Und östlich dieser Linie kann es die russische Föderation geben oder irgendjemand anderes, das interessiert uns [die USA1] nicht.

Wimmer erklärt weiter, dass dieses Konzept seiner Ansicht nach heute umgesetzt wird. Wenn man die beschriebene Linie tatsächlich einmal in die Osteuropakarte einzeichnet, wird klar, dass sie quer durch die Ukraine läuft, das Land also teilt.

Linie von Riga nach Diyabakir

Die Krim verbleibt östlich der Linie, also im Einflussgebiet Russlands. Das bemerkenswerte daran ist, dass – soweit dieses Konzept jetzt tatsächlich Anwendung findet – von vorn herein oder zunächst von einer Teilung der Ukraine ausgegangen worden ist und man zu keiner Zeit so naiv war zu glauben, dass Russland die Krim respektive den Zugang zur Krim ohne Gegenwehr aus seinem Einflussgebiet entlassen würde.

DOKUMENT EINER ANDEREN WAHRHEIT

Wimmer setzte im Mai 2000 den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder über die Erklärungen in der Konferenz von Bratislava schriftlich in Kenntnis. Dieser Brief [2] ist inzwischen an verschiedenen Stellen im Internet veröffentlicht. Es ist ein bemerkenswertes Dokument, ein Beleg für die wahren Interessen US-Amerikanischer Aggressionspolitik. Ein Brief, der es aufgrund der brisanten Informationen Wert ist, gelesen zu werden. Willy Wimmer bewertet innerhalb dieses Briefes abschließend die vorausgegangene Aufzählung Amerikanischer Forderungen und Interessen:

Die amerikanische Seite scheint im globalen Kontext und zur Durchsetzung ihrer Ziele bewusst und gewollt die als Ergebnis von 2 Kriegen im letzten Jahrhundert entwickelte internationale Rechtsordnung aushebeln zu wollen. Macht soll Recht vorgehen. Wo internationales Recht im Wege steht, wird es beseitigt. Als eine ähnliche Entwicklung den Völkerbund traf, war der Zweite Weltkrieg nicht mehr fern. Ein Denken, das die eigenen Interessen so absolut sieht, kann nur totalitär genannt werden.

MEDIENKONSUM

Angesichts derartiger, völlig neuer und vor allem erschreckender Erkenntnisse muss uns bewusst werden, dass wir unser Informationsbedürfnis auf eine breite Basis von Quellen stützen sollten. Sicherlich gibt es innerhalb der Medien, die man im Mainstream einordnen muss, positive Ausnahmen. Das Internet bietet eine Vielfalt vorhandener alternativer Informationsangebote, mit denen man zu einer anderen, vielleicht besseren Sichtweise gerät und letztendlich zu mehr Informationsvielfalt und Objektivität gelangen kann. Es bedürfte eines gesonderten Beitrages darüber zu berichten, warum es mit der in unserem Grundgesetz gewährleisteten Pressefreiheit nicht so weit her ist wie wir glauben und warum unsere Medien eine einseitige Berichterstattung abliefern. Für eine Entwicklung, wie jetzt in der Ukraine, wird dieser defizitäre Umstand zum reinen Debakel. Gabriele Krone-Schmalz, die ehemalige Moskau-Korrespondentin der ARD, erklärt [3] öffentlich dazu:

Wir, die Medien, hätten zu einem frühen Zeitpunkt wissen müssen, und es auch verkünden müssen, dass dieses Assoziierungsabkommen die Ukraine zerreißt.“ (…)

(…) mit Professionalität in den Medien meine ich, dass wir [die Medien[2]] in unserem System der Demokratie verpflichtet sind, Interessen, egal wo sie ihren Ursprung haben, ob in Washington, in Moskau, in Peking, in Brüssel, dass wir Interessen auch beim Namen nennen und den Bürgern darlegen und nicht die einen Interessen weißmalen und die anderen Interessen schwarzmalen und das passiert mit Blick auf Russland eindeutig

Bei aller erforderlichen Kritik gegen die mittlerweile primitive Schwarz-Weiß-Malerei der Massen- oder Mainstreammedien darf eines im Übrigen nicht außer Acht gelassen werden: Abgrenzend und der Verurteilung eines ganzen Berufsstandes zuvorkommend, sollte zwischen den Medien als Institutionen und zumindest denjenigen Journalisten unbedingt differenziert werden, die Abseits eines vorauseilenden Gehorsams dennoch kritische Berichterstattung betreiben oder sich insgeheim längst dafür zu schämen begonnen haben, ihre Arbeit in einem der Wahrheit und Sorgfalt verpflichteten Ethik-Kodex aus durchaus unterschiedlichen Gründen nicht leisten zu dürfen.

VERSTECKTE KRIEGE

Wenn von Krieg gesprochen wird, denken die meisten Menschen an militärische Auseinandersetzungen zwischen zwei oder mehr Staaten. Die moderne Welt hat mehr Möglichkeiten gefunden, Krieg zu treiben. Neben militärischen Kriegen werden Nahrungsmittelkriege, Umweltkriege, Medien- und Informationskriege aber auch Währungskriege sowie  Wirtschafts- und Ressourcenkriege betrieben. Neben den Staaten selbst sind die Agierenden dieser Auseinandersetzungen Organisationen wie Weltbank und Internationaler Währungsfond (IWF), die Rating-Agenturen und die Welthandelsorganisation (WTO). Großbanken sowie bestimmte Mega-Konzerne und Medien spielen hierbei ebenfalls eine Rolle. Einige dieser Akteure sind im Übrigen bei der Entwicklung der sog. Neuen Weltordnung dabei, deren Entstehungsprozess wir regelmäßig mit dem Begriff „Globalisierung“ umschreiben.

Dass es im Fall der Ukraine neben den geostrategischen Interessen auch um wirtschaftliche Belange geht, wird inzwischen niemanden wirklich überraschen. Laut Bericht des ARD-Fernsehmagazins Monitor [4] vom 13.02.2014 möchte die US-Amerikanische Firma Chevron sowie der Mineralölkonzern Shell die in der Ukraine befindlichen Schiefergas-Vorkommen mit Hilfe der Fracking-Technik fördern. Die texanische Firma Exxon Mobil interessiert sich für die Erschließung eines Gas-Feldes im Schwarzen Meer. Die hierbei entstehenden Verträge mit der Ukraine werden sich auf zukünftige Gasexporte Russlands in die Ukraine und die Region äußerst negativ auswirken. Rohstoffe sind wichtiges Potential für die Energiewirtschaft und somit für die Industrie jedes Landes. Mit dem Kampf um die Erschließung neuer Quellen, Gründung neuer Absatzmärkte unter gleichzeitiger Verdrängung wirtschaftlicher und politischer Konkurrenten wird deutlich, dass Rohstoffe wie Gas und Öl als Waffe einsetzbar sind und eingesetzt werden.

Kennt man die Möglichkeiten und Potentiale versteckter Kriege nicht, erkennt man auch nicht die Aggression gegenüber Russland, die in der Form des Versuchs respektive der Vollendung eines Assoziierungsabkommens mit der Ukraine steckt und wird auch dann die abwehrende Reaktion Russlands nicht verstehen.

VERSTECKTE KRIEGSGRÜNDE

Noch fundamentaler und deshalb wichtiger als die Erkenntnis, dass der Kampf um Rohstoffe und territoriale Einflüsse insgesamt regelmäßig zu Kriegen führt, ist das Wissen um unser Geldsystem. Die allermeisten Menschen haben nie gelernt, was sich hinter dem sogenannten Schuldgeldsystem verbirgt. Warum sie es nie gelernt haben und warum dies kein Zufall ist lehrt uns Henry Ford:

Würden die Menschen verstehen, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution – und zwar schon morgen früh.

Henry Ford macht es eigentlich spannend genug, um seinen damaligen Zuhörern und den heutigen Lesern dieses Zitats dazu zu bewegen, sich mit der Angelegenheit ausgiebig zu beschäftigen [5]. Auch wenn es mit dem Russland-Ukraine-Konflikt auf den ersten Blick nicht im unmittelbaren Zusammenhang zu stehen scheint, bietet sich an dieser Stelle die passende Gelegenheit, unser Geldsystem – zumindest in groben Zügen – zu beleuchten und bezüglich des vermeintlich fehlenden Zusammenhang zum Kernthema „Ukraine“ das Gegenteil zu beweisen.

Der Begriff Schuldgeldsystem zielt auf die Art und Weise der Geldschöpfung ab. Danach entsteht Geld ausschließlich aufgrund von Kreditvergabe, also beim „Schuldenmachen“. Anders als die verbreitete Annahme, Banken würden die Einlagen anderer Sparer verleihen, wird das Geld bei der Kreditaufnahme „aus dem Nichts“ geschöpft. Es handelt sich um eine elektronische Buchung am Computer, woraus Buchgeld bzw. sogenanntes Giralgeld entsteht. Die Bank das „verliehene Geld“ vorher nie gehabt. Der eigentliche Haken ist aber, dass bei der Geldschöpfung in Verbindung mit der daraus folgenden Kapitalerzeugung lediglich die Kreditsumme selbst berücksichtigt wird, nicht aber die Zinsen. Das bedeutet, dass innerhalb der jeweiligen zirkulierenden Gesamtgeldmenge das Geld für die Rückzahlung der Zinsen fehlt.

Damit nun alle Schuldner ihren Kredit samt Zinsen zurückzahlen können, müssen sie demzufolge den jeweils anderen Schuldnern, also den  Mitmenschen, das Geld für die Zinsrückzahlung regelrecht abjagen. Es entsteht zwangsläufig ein Wettbewerb zwischen Menschen, Marktteilnehmern und Staaten. Durch diesen Wettbewerb entsteht Konfrontation. Da systemimmanent nicht alle Schuldner ihre Zinsen zahlen können, müssen sie sich zwangsläufig neu verschulden (oder „baden gehen“). Aus dieser Systematik heraus besteht im Verlauf der Zeit immer größerer Bedarf an weiterer Kreditaufnahme und aus den Zinseffekten die Notwendigkeit von kontinuierlichem wirtschaftlichem Wachstum. Der Zwang ständiger Wachstumssteigerung erzeugt auf der Ebene von Staaten den Drang zur „Eroberung“ neuer Märkte und Verdrängung von Konkurrenz. Damit stehen Krisenherde und Kriege. Auf der Ebene der einzelnen Menschen entstehen Ellenbogengesellschaften. Kurz um: es „spielt“ jeder gegen jeden. In einer solchen Situation wird Geld zum schlichten Steuerungsmittel von Mensch und  Menschheit.

Ein weiterer Faktor in unserem Geldsystem wirkt zusätzlich zerstörerisch: die Zinseszinsen. Der exponentielle Effekt des Zinseszinses verursacht nach einer gewissen Anlaufzeit die übermäßig steigenden Vermögen der Reichen und die sich ebenso drastisch entwickelnden Schulden der Armen. Die sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich mit all den daraus entstehenden sozialen Ungerechtigkeiten ist vorprogrammiert.

Beim auf Zins und Zinseszins basierenden Schuldgeldsystem ist es nur eine Frage errechenbarer Zeit, ca. drei Generationen, wann es wieder einmal zum Zusammenbruch kommt. Finanz-, Banken-, oder Staatsschuldenkrisen, aber auch die immer größer werdende Profitgier, der Wunsch nach kurzfristiger Gewinnmaximierung ohne jedes Nachhaltigkeitsdenken, Deregulierung der (Finanz-)Märkte sowie pervertierte Industrialisierung und Kommerzialisierung von Gesellschaften sind eindeutige Indikatoren eines bevorstehenden Crashs. Die wenigen Gewinner dieses Systems verschweigen uns beharrlich, dass die allermeisten Kriege dieser Welt in Wahrheit immer nur auf das Konto dieser Art von Geldschöpfung und der daraus entstehenden aggressiven Wirtschaftsform gehen. Das politische Establishment und die Medien unterstützen diese Verschleierung, sei es bewusst oder unbewusst und heben jeweils andere Gründe hinsichtlich der Notwendigkeit von Kriegen in den Vordergrund. Der Verlust des Primats der Politik gegenüber der (Finanz-)Wirtschaft spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

Der Krieg selbst ist sowohl Mittel als auch Symptom. Er dient  während eines Finanz-Crashs letztendlich noch als finaler Wachstumsschritt und darüber hinaus als ablenkender Neustart desselben destruktiven Geldsystems, wiederum  nur zum Wohle einiger weniger. Auch ein durch gegenseitige Wirtschafts-Sanktionen befeuerter Zusammenbruch der Weltwirtschaft, kann mit all seinen daraus weltweit entstehenden Verwerfungen in der Phase des Systemkollapses über die wahren Gründe hinwegtäuschen.

Für eine verantwortungsvolle und vor allem freie Gesellschaft wäre es wichtig, folgendes zu erkennen: Das destruktive und auf Konfrontation zielende Schuldgeldsystem ist Ursache für unser auf Wettbewerb ausgerichtetes Wirtschaftssystem und damit Ursache für unsere Ellenbogengesellschaft und unsere angespannte, ja teils inhumane Existenz insgesamt. Tatsächlich gibt es Alternativen [6], die im Ansatz ein menschenwürdigeres weil friedlicheres Dasein hervorbringen würden. Diese Alternativen müssen wir lediglich einfordern, spätestens zum Neustart, zum bevorstehenden „Reset“. Über Veränderungen des Geldsystems lässt sich somit die gesamte Welt umbauen. Ein triftiger Grund, sich über die wenigen Zeilen dieser grob skizzierenden Erklärung hinaus ein klares Bild zu machen. Das Internet bietet hierzu den richtigen Zugang [7].

RUSSLAND VERSTEHEN

Das Russland- oder Putin-Bashing der vergangenen Monate, lässt sich bei vielen Medienkonsumenten im Westen sicherlich allein schon deshalb gut anbringen, als dass aus der Zeit des Kalten Krieges heraus die Menschen diesseits des ehemaligen Eisernen Vorhanges geradezu auf das Feindbild Russland konditioniert wurden. Mit Feindbildern kann man natürlich „Politik machen“. Seitdem der „Russe nicht mehr vor der Tür steht“, fällt es uns offensichtlich trotzdem schwer, die anerzogenen Feindbildreflexe abzulegen.

Auch hierfür sorgt die Medienberichterstattung. Die Olympischen Spiele in Sotschi wurden von Beginn an schlecht geredet. Schlecht war daran allerdings gar nichts. Jeder hat sie gesehen und konnte sich davon überzeugen. In die Krim-Krise wurde sofort ein neuer Kalter Krieg hinein interpretiert und mit der Vokabel „Völkerrechtsverstoß“ tagtäglich Nachrichten gemacht. Ob es ein Völkerrechtsverstoß war oder nicht sei dahin gestellt. Niemand ist auf die Idee gekommen mal festzustellen, dass bei diesem „Völkerrechtsverstoß“ auf der Krim kein einziger Schuss gefallen ist. Es hätte – auch diesbezüglich – ein Medientrommelfeuer gegeben, wäre es anders gewesen. Und wenn sich nicht ein russischer Soldat beim Joggen „nach Dienst“ den Knöchel verstaucht haben sollte, dann wurde dabei auch niemand verletzt.

Bei westlichen Völkerrechtsverstößen, z. B. bei den Nato-Einsätzen in Jugoslawien und im Irak, kam es zu schwersten Bombardements mit entsprechend verheerenden Folgen. In diesem Zusammenhang ist es relativ unschädlich mal festzustellen, dass im Jahre 2008 die USA in rund 45 Ländern  mit 837 Militärstützpunkten[3] vertreten waren, Irak und Afghanistan nicht berücksichtigt. Ein Ergebnis von 115 Jahren US-Amerikanischer „Entspannungspolitik“. Die NATO ist seit 1999 kein Verteidigungsbündnis mehr, sondern eine Interventionsarmee.

Wir verlangen von Russland, einem Riesenreich mit 12 Zeitzonen, dass es sich in weniger als einem viertel Jahrhundert zu einer Demokratie nach unseren Wertmaßstäben entwickelt. In Deutschland haben wir es im selben Zeitraum nicht einmal geschafft, zwischen West und Ost die Löhne und Renten anzugleichen. Auch der „Soli“ ist immer noch da. Auch auf die Gefahr hin zu erkennen, dass wir nicht (immer) „die Guten“ sind, sollten wir die Mainstream-Informationen kritisch überprüfen, Vergleiche anstellen und die Dinge in Relation setzen. Wir können uns selbst, Europa, die NATO und Amerika kritisch bewerten, ohne anti-europäisch oder anti-amerikanisch zu sein oder zu werden. Wir können auch aufgeschlossener Russland gegenüber sein oder werden, ohne den Sinn für berechtigte Kritik zu verlieren.

Wenn Menschen wie Brzeziński und der Zukunftsforscher Gerald Celente erkennen, dass die USA an Macht verlieren und daraus die Schlussfolgerung gezogen werden kann, dass die USA diesen Umstand mittels eines „Jetzt-Alles-Auf-Eine-Karte-Setzen-Spiels“ dadurch zu kompensieren versuchen, die Entwicklung auf der Eurasischen Platte aggressiv zu ihren Gunsten umzulenken, dann sollten wir uns dadurch in Europa und mit unseren Beziehungen zu den östlichen Nachbarn nicht zerreißen lassen. Russland ist Nachbar der Europäischen Union. Es gibt starke wirtschaftliche Verknüpfungen, also Abhängigkeiten, die Menschen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken leben mitten unter uns. Kurz um, es gibt einen gedeihlichen Prozess. Wenn man davon ausgeht, dass die Ukraine allein aufgrund ihrer geografischen Lage ein nützliches Bindeglied zwischen der Eurasischen Union und der Europäischen Union sein kann, das weit mehr als rein wirtschaftliche Interessen fördert, dann mögen der russische Präsident und auch die europäischen Regierungschefs diesen Umstand erkennen, für gut befinden und sich entsprechend verhalten. Im Interesse der „Einzigen Weltmacht“, der USA, liegt eine derart harmonische Entwicklung naturgemäß nicht. Deshalb ist die Ukraine geostrategisch einerseits zum „Abriegeln“, und andererseits zum Ausbau der „südlichen Flanke“ vorgesehen. Genau das allerdings sollen wir alle nicht wissen.

Was wir ebenfalls nicht wissen sollen, ist der neuerliche Vorschlag Brzeziński’s, die USA sollten die ukrainischen Bürger für den Orts- und Häuserkampf [8] bewaffnen oder dass der ehemalige Finanzminister der Vereinigten Staaten von Amerika, Paul Craig Roberts, öffentlich erklärt, dass die Amerikaner den Weltkrieg wollen. Wenn die Menschen das wissen würden, dann würden sie einen solchen Krieg lautstark ablehnen. Sie würden sich den Friedensdemonstrationen anschließen, die mittlerweile regelmäßig als Montags-Mahnwachen in derzeit rund 110[4] Deutschen Städten und auch anderen Teilen der Welt veranstaltet werden und von denen uns kaum berichtet wird.

FINALE PROVOKATIONEN

Einen neuen Kalten Krieg sollten wir uns nicht durch Unwahrheiten einreden lassen. Im Gegenteil, wir sollten die alternativen Möglichkeiten nutzen, um uns umfassend zu informieren und dann selbst laut und deutlich die Wahrheit sagen.

Dirk Müller, der als Mr. Dax bekannt gewordene Börsenspezialist und (Fach-)Journalist, weiß wie das geht. Er findet deutliche Worte wenn er uns sagt [9]:

„(…) es geht um Gas, es geht um Macht [in der Ukraine[5]]. Die Amerikaner spielen mit dem Feuer, aber sie spielen in unserem Wald [Europa1]. (…) „Meine Damen und Herren, es ist unglaublich. Wir sind so blöd, dass uns die Schweine beißen. Wir lassen uns von den Amerikanern in einen Konflikt rein schieben, den wir nicht brauchen, den wir nicht wollen, der uns überhaupt nichts bringt und lassen uns noch erzählen, das sei in der Sache des Guten. Wie blöd muss man eigentlich werden?

Ein Spiel mit dem Feuer ist neben der fragwürdigen Medienberichterstattung und der Sanktionspolitik gegen Russland auch die militärische Konzentration der NATO in den Ostgebieten der EU. Im September führt die NATO ein Manöver in der Ukraine durch. Ereignisse dieser Art, die innerhalb eines Krisengebietes erfolgen, können nur als Provokation sondergleichen bewertet werden. Es handelt sich dabei um eines von insgesamt acht Manövern [10], die der „Westen“ in der Krisenregion Ukraine in einem Zeitraum von Mai bis November 2014 durchführt und die sich im Monat September zeitlich alle überschneiden. Man braucht kein Militärexperte zu sein, um nachvollziehen zu können, dass auch Russlands Militär in Alarmbereitschaft gesetzt worden ist und auch an der Grenze zur Ukraine Konzentrationen militärischer Einheiten gebildet worden sind. Während die Manöver des Westens „gute Manöver“ sind, so dass auch Russland daraus keine Provokation abzuleiten habe, wird aus dem Umstand der Konzentration russischer Einheiten heraus geschlossen, dass ein Einmarsch Russlands in die Ukraine unmittelbar bevorsteht. Ein „Grund“, um gegen Russland erneute Sanktionen beschließen zu wollen. Im August 2014 gipfelte die einseitige Medienberichterstattung im unreflektierten Abbilden einer Kiewer Interpretation hinsichtlich einer humanitären Hilfsaktion Russlands für die Kriegsgebiete im Donbass. Ein russischer Hilfskonvoi, der mit 280 Lastkraftwagen Versorgungsgüter wie Lebensmittel, Trinkwasser und Medikamente in die Ost-Ukraine gebracht hat und der zuvor die Kontrollmechanismen der ukrainischen Grenzbehörden und die Auflagen bezüglich einer Transportbegleitung abgewartet hatte, wurde als „Russische Invasion“ bezeichnet. Diese Bewertung Kiews fand auch den Weg in die Schlagzeilen deutscher Medien. Zuvor, Ende Juli, titelte „Der Spiegel“ mit der Schlagzeile: „Stoppt Putin jetzt!“. Die „Bild-Zeitung“ kam am 01. September 2014, dem Weltfriedenstag, mit gewohnt großen Lettern auf der Titelseite: „Putin greift nach Europa!“ Es dürfte mehr als schwer fallen, außerhalb dieses Säbelgerassels auf tatsächliche Anhaltspunkte zu stoßen, die auf eine derartig imperiale Gesinnung Putins schließen lassen.

Die Situation rund um den Ukraine-Russland-Konflikt ist nach nur wenigen Monaten provozierender Außenpolitik des „Westens“ und der begleitenden Medienhetze gefährlich genug, als dass alsbald auch eine Nachrichtenmeldung über einen wie auch immer gearteten militärischen Erstschlag immer näher zu rücken scheint. In dieser Sorge bietet auch die Überlegung wenig Trost, dass die aufgrund einer vermeidlichen Erst-Aggression Russlands verhängten Sanktionen als eine außenpolitische Mindest-Reaktion geradezu verpflichtend seien, um einerseits eine Botschaft der Schwäche zu vermeiden und andererseits damit einen offenen Krieg auszuschließen. Dieser beschwichtigenden  Argumentations-Rhetorik weiter folgend, wäre das lautstarke Trommeln der NATO dann als Marketing-Instrument gegenüber den bestehenden und zukünftigen Mitgliedsländern zu verstehen. Eine gefährliche Strategie, aber ein „nützliches“ Konzept, um einen durch Sanktionen getragenen Wirtschaftskrieg gegen Russland und Europa zu flankieren und damit den offenen – und vor allem allerletzten – Krieg in Europa und der Welt zu riskieren.

UND SONST?

Egon Bahr, der seinerzeit als Architekt der Ost-Politik Willy Brandts auf Wandel durch Annäherung setzte, bekräftigt jüngst seine Auffassung, dass aufgrund einer Vereinbarung zwischen Wladimir Putin und Barack Obama kein Krieg zu befürchten sei. Möge Egon Bahr auch dann Recht behalten, wenn berechtigte Zweifel daran bestehen, dass diese beiden Politiker nicht die einzigen sein dürften, die auf den Fortschritt dieser Welt Einfluss nehmen. Ansonsten lässt sich festzustellen, dass unsere Politiker im 21. Jahrhundert das Konzept Wandel durch Annäherung keineswegs zu schätzen wissen oder zumindest völlig anders interpretieren.

Es gibt einige wachsame Menschen, die längst wissen, dass wir auf ungewohnt turbulente Zeiten zusteuern. Bei dieser Aussage handelt es sich um eine sehr diplomatisch formulierte Prognose. Nicht nur die zunehmende Quantität und Intensität der weltweiten Krisenherde deuten darauf hin, sondern auch der Umstand, dass bedingt durch unser destruktives Geld- und Wirtschaftssystem wieder einmal der „Reset“ bevorsteht. Für die dabei entstehenden oder vorgeplanten Verwerfungen benötigt man einen Grund, eine Ursache, „das Böse“ muss gefunden werden. Die vermeintlichen Aggressionen Russlands, „Putins unverhohlene Sanktionspolitik gegenüber dem Westen“ könnten dafür herhalten (sollen).

Bei all den teils schwer nachvollziehbaren Sachverhalten und fragwürdigen Informationen ist zumindest eines sicher: Die Eingangsthese, „das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“, ist zwar eine richtige, aber trotzdem unvollständige Betrachtungsweise. Bereits vor dem Krieg wird die Wahrheit zum Opfer, zum Opfer derjenigen Lügen, mit denen man die Notwendigkeit des Krieges begründet. Aufgrund dieses traurigen Umstandes sollten wir unser Bewusstsein in großem Umfang schärfen und uns für Politik, Völkerverständigung, Menschenrechte und Demokratie interessieren. Die Bundesrepublik Deutschland ist – zumindest institutionell – eine Demokratie, sogar eine sehr gute. Wohlgemerkt: institutionell.

Aus der Geschichte haben wir gelernt, dass eine Demokratie um ihrer Stabilität willen überzeugter Demokraten bedarf. Bei überzeugten Demokraten handelt es sich um kritische, wachsame und politisch interessierte Bürgerinnen und Bürger, die kontinuierlich die Realität auf das Vorliegen aller Existenzmerkmale einer Demokratie überprüfen, die ihre Rechte auch unabhängig ihres turnusgemäßen Wahlrechts in Anspruch nehmen und die vor allem eines tun: Die veröffentlichte und öffentliche Meinung kritisch bewerten und sich bei Bedarf einem zweifelhaften, antidemokratischen Mainstream laut und deutlich entgegenstellen.

Ein Engagement innerhalb der stark aufgeblühten Friedensbewegung in Deutschland, die sich durch sogenannte Montags-Mahnwachen präsentiert, die Nutzung des Internets, dort zu bloggen oder Geschriebenes zu kommentieren oder schlichtweg den Dialog mit Freunden und Bekannten zu suchen, wären von zahlreichen Möglichkeiten schon mal einige Wege, sinnvoll aktiv zu werden.

Die westlichen Bündnisverpflichtungen Deutschlands sind besonders in der jetzigen Situation ein einziges Dilemma. Eingeklemmt zwischen der supranationalen Anbindung an die Europäische Union, bei der Deutschland in geradezu verbissener Art und Weise die Erlösung aus dem Erbe zweier verlorener Weltkriege sucht, und der ausgeprägten Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika scheint unser Land ein weiteres Mal einer historischen Fehlleistung Russlands gegenüber entgegen zu steuern. Diesem abseits von Ruhm und Ehre geschichtsträchtigen Prozess sollten wir neben aktivem Handeln mit mindestens einer Bewertung begegnen, wie sie an Klarheit und Prägnanz kaum zu überbieten ist:  Dummes Zeug.

Quellen/Internet-Links:

[1] Interview von Ken Jebsen mit Willy Wimmer (You Tube)

[2] Brief von Willy Wimmer an Bundeskanzler Gerhard Schröder (freitag)

[3] Statement von Gabriele Krone-SchmalzDas darf nicht sein (You Tube)

[4] Der Kampf um Erdgas in der Ukraine | Monitor | WDR (You Tube)

[5] Goldschmied Fabian – Warum überall Geld fehlt (You Tube)

[6] Franz Hörmann – Unser Geldsystem ist eine geheime Staatsreligion (You Tube)

[7] Online-Präsens von Prof. Franz Hörmann

[8] Bewaffnung für den Häuserkampf (Deutsche Wirtschafts Nachrichten)

weiterer Artikel dazu von Brzezinski auf politico.com (Englisch): „What Obama should tell Americans About Ukraine“

[9] Dirk MüllerUkraine, was steckt wirklich hinter den Unruhen (YouTube)

[10] Nato-Manöver in der Ukraine im Jahr 2014 (Ria Novosti)

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